Das Bernstein Trio – ein rasanter Karrierestart
„Wir wollen einen gemeinsamen Atem haben, aber auch unserem Instrument und unserer eigenen Seele treu bleiben.“
Roman Tulchynsky, Violine
Marei Schibilsky, Violoncello
Julia Stephan, Klavier
„Ich als Pianistin könnte allein nie ein solches legato lernen, wie ich es jetzt jeden Tag vorgespielt bekomme. Und wir als Streicher lernen, so sauber wie das Klavier zu spielen, und zum anderen fordert uns dessen Artikulation heraus.“

„Wenn man ganz viel geprobt hat und weiß, wir haben unsere Fassung eines Stücks gefunden – sich dann auf der Bühne noch den Raum für etwas Freiheit zu geben, das ist das größte Geschenk.“
Die drei lernten sich am Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach in Berlin kennen und studieren inzwischen an der Universität der Künste Berlin bzw. an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Als Ensemble erhalten sie Unterricht bei Jonathan Aner an der HfM Hanns Eisler.
„In Kontakt mit dem Publikum zu kommen, das ist das schönste Gefühl überhaupt. Die Resonanz und die Energie, die da im Raum ist. Wir sind ja dafür da, dass das Publikum Musik hören und kennenlernen kann. Gerade auch in kleinerem Kreis spüren wir ungefiltert, ganz direkt, wie da Emotionen entstehen, und das ist wunderbar.“
Das Bernstein Trio konzertiert bei den Freunden Junger Musiker Berlin
am 7. Mai 2025 19 Uhr in der Mendelssohn -Remise Berlin
Anmeldung unter info@fjm-berlin.de
Lesen Sie hier das ausführliche Interview in voller Länge:
Neugierig auf Sie macht schon der Name: Bernstein kann ein wunderschöner Schmuckstein sein, aber wenn es um Musik geht, tippe ich eher auf Leonard Bernstein, den großartigen amerikanischen Künstler.
Marei: Tatsächlich ersteres. Die Inspiration kam, als wir zusammen an der Ostsee waren. Ansonsten geht es uns um den schönen Klang des Wortes. Es ist ein deutsches Wort, denn es gibt ja schon viele Ensembles, die sich zum Beispiel griechische oder italienische Namen gegeben haben. Außerdem hat der Bernstein auch wunderbare Bedeutungen: er soll Lebensfreude schenken, Kreativität, und er soll heilende Kräfte haben. Und dann finden wir auch das Konservierende schön, weil die Musik das auch hat, das Bewahrende, was der Stein ja kann. Nicht zuletzt finden wir die Farbe toll, weil sie aussieht wie Streichinstrumente, ein bisschen golden, braun.
Julia: Und tatsächlich bedeutet das mittelniederdeutsche Wort „bernen“ brennen, und wir brennen ja für unser Triospiel!
Das Bernstein-Trio hat gerade „einen Lauf“, wie man so schön sagt, Gratulation! Haben die Wettbewerbserfolge Sie überrascht?
Marei: Man weiß das vorher eigentlich nie. Man ist vorbereitet, man ist sicher, weil man sein Bestmöglichstes getan hat. Für uns ist es das Wichtigste, dass wir unsere optimale Leistung zeigen und wir selbst zufrieden sind. Natürlich trifft man sich mit den anderen Klaviertrios immer wieder und sieht dann auch, wie sich jedes Ensemble entwickelt, das ist schon interessant und manchmal überraschend.
Julia: Wenn wir an einem Wettbewerb teilnehmen, ist unser Grundsatz, nie zu schauen, wer teilnimmt. Wir fokussieren uns auf die Werke und versuchen, denen gerecht zu werden. Sich selbst richtig einzuschätzen ist übrigens auch nicht so leicht.
Auszeichnungen und Preise u.a.:
Deutscher Musikwettbewerb 2024
Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb 2025
Int. Kammermusikwettbewerb „Franz Schubert und die Musik der Moderne“ in Graz 2025
Int. Schumann Kammermusikpreis Frankfurt 2025
Sie kennen sich schon seit Schulzeiten, was war denn – Musik ausgenommen – Ihr Lieblingsfach?
Julia: Marei und ich besuchten den Deutschleistungskurs, wo wir nur zu dritt waren, denn das Bach-Gymnasium ist sehr klein. Das hat aber den Vorteil, das es einen unheimlich intensiven Austausch ermöglicht in so einem Leistungskurs. Und so haben wir sehr gern und viel zusammen erkundet, in Kunstliedern zum Beispiel die Beziehung Text und Musik.
Marei: Ich hätte als zweites noch Sport gesagt, weil es ein super Ausgleich ist, und es gibt viele Sportarten, die uns Spaß machen. Das gilt auch für Roman, er ist ein sehr guter Fussballspieler.
Julia: Nicht zu vergessen die Naturwissenschaften, die Biologie hat mich immer sehr gereizt, und als Kind war mein Plan B, falls das mit der Musik nichts wird, mal Medizin zu studieren. Das ist auch nicht leicht, als Musiker auf so viele Dinge zu verzichten, man hat so viele Interessen in der Schule, und doch gilt es dann Prioritäten zu setzen.
Wenn man sich seit Schulzeiten kennt, Erfolge und Jugendsünden geteilt hat, ist das schon mal eine erfolgversprechende stabile Basis für ein professionelles festes Kammermusikensemble?
Marei: Ja, ich würde ganz klar Ja sagen. Man kennt sich so gut, und man hat unheimlich viel Spaß zusammen in den Proben – das Triospiel ist ja noch einmal ein Zusammensein auf einer intensiveren Ebene. Es wertet unsere Probenarbeit auf, wir verbringen gern unsere Zeit miteinander. Natürlich gibt es auch jetzt noch Höhen und Tiefen, aber man weiß inzwischen, wie man da durchkommt. Ich würde das also nur als Vorteil sehen.
Julia: Manchmal bin ich schon selbst überrascht: da verbringen wir schon tagelang die Proben miteinander und wollen dann trotzdem noch die Freizeit zusammen verleben. Und das macht es glaube ich aus, dass wir dieses wirklich dicke Band haben, was uns miteinander verbindet. Wir sind ja quasi miteinander großgeworden und entwickeln uns gemeinsam weiter.
Anders als im Streichquartett fügen sich beim Klaviertrio zwei Welten zusammen – das Klavier als Tasten- oder korrekter Schlaginstrument und die zwei Streicher. Da gibt es eine Menge Unterschiede – z.B. fällt es Streichern nicht schwer, Töne lange zu halten, das Klavier ist da endlich…
Julia: Das ist eine gute Frage, und ich glaube, wir arbeiten wirklich jeden Tag daran, wie wir unseren individuellen Klängen gerecht werden und wie es doch ein Gemeinsames wird. Wir wollen einen gemeinsamen Atem haben, aber auch unserem Instrument und unserer eigenen Seele treu bleiben. Das ist das Schwierige, aber auch das Tolle: Ich als Pianistin könnte allein zum Beispiel nie ein solches Legato lernen, wie ich es jetzt jeden Tag vorgespielt bekomme. Es ist schon wunderbar, wenn die Streicher ein Cantabile spielen. Ich dagegen artikuliere gern, so hat die Kombination ihren besonderen Reiz, glaube ich.
Marei: Und wir als Streicher lernen, so sauber wie das Klavier zu spielen, und zum anderen fordert uns dessen Artikulation heraus, das fördert uns als Musiker und Instrumentalist.
Verändert das Triospiel auch den Anschlag beim Klavierspielen?
Julia: Tatsächlich versuche ich, die Artikulation der Streicher nachzuahmen. In meinen Noten steht oft: „wie pizzicato“ oder „wie Aufstrich“. Solche Dinge mir vorzustellen, würde ich im Solorepertoire viel zu wenig machen Und was ich noch sagen möchte : wie toll es ist, Pianistin in einem Trio zu sein! Endlich darf man auf der Bühne auch mal zuhören, weil – sonst muss man als Solo-Pianistin immer selber spielen, und sich selbst überraschen ist da eine ganz schwierige Sache, das hat man da nie.
Die Klavierstimme wird aus der Partitur gespielt, die Streicher haben nur ihre Solostimme, also nicht diese Übersicht über das Ganze?
Marei: Ja, aber vor allem bei komplizierteren Stücken, speziell bei neuer Musik, spielen wir alle aus der Partitur, auch am Anfang beim Proben von neuen Stücken, man hat viel schneller den Durchblick. Manchmal bleiben wir Streicher auch dabei, das ist ja mit den Tablets und den Pedalen jetzt einfach.
Und wenn die Tablet -Batterie ihren Geist aufgibt?
(Beide lachen) Das gab es bei uns noch nie, Katastrophen passieren eher dem Notenwender am Klavier.
Gehören Sie eher in die Schublade „diskussionsfreudig“ oder in die Schublade „wir besprechen das, aber das letzte Wort hat bei uns…..“ oder lösen Sie das eher locker und lassen sich am Konzertabend Freiheiten, gehen spontan aufeinander ein?
Marei: Alles ist so ein bisschen richtig. Wir entwickeln uns gerade etwas in die Richtung, ganz viel miteinander zu sprechen und Worte für die musikalischen Details zu suchen. Natürlich ist es gut, zu spielen, Klänge auszuprobieren, aber das Beschreiben und dann zu sehen, wie die anderen das auffassen, bringt total viel. Da ist ein Trio auch im Vorteil, wir sind zu dritt, da gibt es immer eine Mehrheit.
Wenn man ganz viel geprobt hat und weiß, wir haben unsere Fassung eines Stücks gefunden – sich dann auf der Bühne noch den Raum für etwas Freiheit zu geben, das ist das größte Geschenk.
Julia: Diese Freiheit haben wir uns dann wirklich hart erarbeitet, denn man braucht vorher diese gemeinsame Basis. Dann spontan sein zu dürfen, das ist ein tolles Gefühl.
Sie studieren nun an den beiden Berliner Musikhochschulen eigentlich im Hauptfach Ihr Instrument – Beklagen sich da Ihre Lehrkräfte manchmal, dass Sie vor lauter Trio-Proben vielleicht das eigene Fach etwas stiefmütterlich behandeln?
Marei: Die haben sich noch nie beschwert! Alle unsere Lehrer sind auch Kammermusiker, und das ist so ein Riesengeschenk und Glück. Sie unterstützen uns und geben uns mehr Unterricht als Trio, als uns zustehen würde. Das gilt in besonderem Maße auch für unseren Kammermusiktutor, Prof. Jonathan Aner. Wir sind alle drei auch derzeit insTeilzeitstudium gegangen, damit wir für das Trio genug Zeit haben.
Unterscheidet sich der Solo-Unterricht vom Kammermusik-Unterricht?
Marei: Beim Kammermusikunterricht arbeitet man – und das finde ich total cool – immer an der Endfassung, während – wenn ich jetzt Solounterricht habe – der Klavierpart ja oft fehlt, so dass ich quasi „nackt“ meine Stimme spiele. Zunächst feilt man natürlich an technischen Feinheiten bei der Solostimme, aber der Feinschliff, die richtige musikalische Arbeit, kommt erst, wenn mein Korrepetitor da ist. Dass man beim Trio-Unterricht schon immer mit der ganzen Klangwolke ankommt, ist für mich toll, es ist so schön, mit anderen Musik machen zu können und miteinander darüber zu sprechen. Natürlich hören wir erst zu, was der Lehrer zu sagen hat, aber bei uns ist das mittlerweile schon eine richtige Zusammenarbeit mit ihm, ein Ping-Pong.
Julia: Weil es im Hauptfach Solospiel etwas technischer zugeht, genieße auch ich den Kammermusikunterricht, denn es geht einfach sehr schnell darum, was ich beitragen kann, dass die Musik den und den Ausdruck erfüllt, es geht darum, was empfunden wird, unabhängig von irgendwelchen technischen Schwierigkeiten.
Ein Streichquartett kann beim Repertoire aus dem Vollen schöpfen – beim Klaviertrio gibt es zwar die oft gewünschten bekannten Komponisten-Namen, aber das Repertoire ist eher zahlenmäßig begrenzt?
Marei: Auch wir können aus dem Vollen schöpfen, es existiert unglaublich viel Trio-Literatur, was ich vorher auch nicht wusste. In der älteren Literatur entdeckt man Komponisten, dann gibt es die zeitgenössische Literatur – wir schaffen im Moment gar nicht alles zu proben, was wie eigentlich gern spielen möchten. Und später wollen wir auch fallweise erweitern, es gibt Klavierquartette, und -quintette…
Bei den Programmen, die wir jetzt erstellen, geht es uns schon darum, auch unbekannte Werke anzubieten.
Sie versuchen im Konzert, Kontakt mit dem Publikum zu bekommen, was spüren Sie da?
Julia: Das ist das schönste Gefühl überhaupt. Die Resonanz und die Energie, die da im Raum ist. Wir haben gerade viele Konzerte durch die Konzertförderung des Deutschen Musikwettbewerbs, zum Teil auch in kleineren Sälen, und da ist es noch einmal viel direkter, wie die Musik beim Publikum ankommt, auch die Moderation, die man sich überlegt hat.
Marei: Wir sind ja dafür da, dass das Publikum Musik hören und kennenlernen kann. Gerade auch in kleinerem Kreis spüren wir ungefiltert, ganz direkt, wie da Emotionen entstehen, und das ist wunderbar.
Was ist denn Ihr wichtigstes Anliegen derzeit, wo soll es hingehen?
Julia: Auf jeden Fall erst einmal Repertoire erarbeiten, neue Stücke kennenlernen, noch mal neue Grundlagen schaffen. Nachdem wir Erfahrungen gesammelt haben, gehen wir da jetzt auch anders heran. Und wir haben schon auch noch den einen oder anderen Wettbewerbe in der Planung, wollen Kurse zusammen machen und eigentlich weiter so intensiv Trio zu spielen…
Marei: …und natürlich ganz viel Konzerterfahrung sammeln, an verschiedenen Orten spielen, wir sind ja noch ganz am Anfang, wir müssen noch ganz viel ausprobieren…
Julia: …tolle Programme erstellen…
Marei: …und es liegt uns auch am Herzen, junges Publikum zu gewinnen.
https://www.instagram.com/bernstein.trio/
Cornelia Schönberg© Freunde Junger Musiker Berlin
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