Das Goldmund Quartett in Berlin

Im November beeindruckte uns das Goldmund Quartett bei unserem Großen Konzert, nun gastierte es wieder in Berlin im Pierre Boulez Saal. Mehr zum Goldmund Quartett im Gespräch mit Florian Schötz, dem 1. Geiger.

Als Ensemble sind Sie in München beheimatet und haben in Bayern zahlreiche Ehrungen erhalten, unter anderem wurden Sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Warum ist es für Sie wichtig, auch „jenseits des Weißwurst-Äquators“ in Berlin präsent zu sein, was verbindet Sie mit der Stadt?

Also wir essen so ein echtes bayerisches Weißwurstfrühstück ab und zu sehr gerne. Meistens sind wir mit dem Quartett aber unterwegs. Dieses Jahr war mit Auftritten in Afrika, Amerika, Asien und Australien ein besonders reiseintensives. Wir möchten mit unserer Musik möglichst viele Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen erreichen und sind sehr dankbar über die wertvollen Erfahrungen und Eindrücke, die man dabei sammelt. In Berlin waren wir bereits einige Male zum Unterricht beim Artemis Quartett hier an der UdK und freuen uns jedes Mal, in diese pulsierende Stadt zu kommen.

Foto © Archiv der Freunde Junger Musiker e.V. Berlin

Sie möchten wie „ein vierstimmiges Wesen“ musizieren, wie „ein einziges Instrument“ klingen. Wie bekommt man das hin, wenn man doch unterschiedliche Temperamente im Quartett hat? Reine Übungssache?

Wir sehen unsere Unterschiedlichkeit eher als Stärke. Jeder hat eigene Vorstellungen, andere Herangehensweisen an die Musik und natürlich diskutieren wir viel. Am Ende einigen wir uns auf eine Version, mit der sich jeder wohl fühlt. Im Konzert soll natürlich alles wie aus einem Guss klingen, allerdings ist die Individualität jedes Einzelnen wichtig, um den Dialog lebendig zu halten.

Und wie wichtig sind Ihnen vier Instrumente, die vom Klang her zusammen passen – die sind ja nicht einfach zu finden?

Wir haben im Quartett eine Mischung aus alten und neuen Instrumenten. Jeder von uns hat schon einige unterschiedliche Instrumente mit ins Quartett gebracht. Wir glauben, jetzt eine spannende Kombination gefunden zu haben.

Inzwischen gastieren Sie europaweit und sind für die Saison 2019/2020 als ECHO Rising Stars ausgewählt worden. Gratulation. Auf was freuen Sie sich als Quartett noch besonders in 2019?

Im Rahmen der Rising Stars Tour werden wir unsere Debuts in einigen der schönsten Säle Europas geben und freuen uns natürlich riesig auf diese Konzerte. Gerade sind wir in der Planung eines neuen Projekts mit Auftragskompositionen. Diese Stücke dann zum ersten mal zu lesen und zu entdecken, darauf sind wir auch sehr gespannt.

Sie haben sich Goldmund Quartett genannt – wir vermuten mal, dass der Name des Quartetts nicht auf ein Werk von Hermann Hesse zurückgeht, sondern?

Mit Hesse liegen Sie schon richtig. Ich habe damals Narziß und Goldmund gelesen und wir waren auf Namenssuche. Mich hat der Charakter Goldmund fasziniert, der bei Hesse als Gegenpol zu Narziß ja den freien Künstlergeist widerspiegelt. Er bricht aus dem Kloster aus, ist dann ständig unterwegs und lernt von verschiedenen Meistern. Insofern gibt es einige Parallelen zu unserem Leben.

Unsere Empfehlung: Bei unserem Großen Konzert war das Publikum tief bewegt von Dmitri Schostakowitschs 3. Streichquartett, diese Interpretation kann man – zusammen mit Schostakowitschs 8. Quartett – nachhören auf der neuen CD des Goldmund Quartetts, erschienen vor wenigen Monaten bei berlin classics.

© Freunde Junger Musiker e.V. Berlin

www.goldmund-quartett.de