Neue Stipendiatin aus Island

Sie ist Sopranistin, studiert an der Hochschule für Musik Hanns Eisler und singt demnächst an der Staatsoper Berlin: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir – ein Kurzporträt…

Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, Sie sprechen so gut Deutsch, wo haben Sie das gelernt?

Ich habe Deutsch nicht in der Schule gelernt. Nach dem Abi 2013 kam ich mit meinem Freund nach Berlin, habe hier einen Deutschkurs belegt und mich über das Gesangstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler informiert. Wir waren den ganzen Sommer hier – das war eine gute Basis.

Island ist ein Land, das eine lange und intensive Tradition im Singen, vor allem im Chorgesang hat. Ein festes Opernensemble aber hat sich erst Anfang der 1980er Jahre in Reykjavik etabliert. Wie kam es dann dazu, dass Sie Solo-Gesang studieren und Opernsängerin werden wollten?

Ich bin in einer Musikerfamilie aufgewachsen, mein Vater ist Dirigent, meine Mutter Musiktherapeutin. Meine Eltern und Verwandte haben mich schon früh ins Opernhaus mitgenommen. Das war noch das alte, das existiert aber nicht mehr. Jetzt haben wir ein neues Konzerthaus, „Harpa“ genannt. Es wurde 2011 eröffnet, liegt direkt am Wasser und die Architektur ist spektakulär. Im „Harpa“ tritt nun auch die isländische Opern-Compagnie regelmäßig auf. Also, für mich war das ganz klar von Anfang an, dass ich Opernsängerin werden möchte.

 

Snæfellsjökull im Sommer 2017 (mein Lieblings-Gletscher in Island) – Foto © Álfheiður Erla Guðmundsdóttir

Island ist circa 3.000 km Luftlinie und 3,5 Flugstunden entfernt von Berlin. Sehen Sie denn Ihre Verwandten noch oft?

Ja ich fahre jedes Jahr dreimal nach Hause, in den Ferien und zu Weihnachten.

In jedem Reiseführer wird erwähnt, dass Island als das Land der Trolle und Elfen gilt – können die auch magischen Einfluss auf die Musikkarriere haben?

Nun, wir haben in Island eine beeindruckende Natur und bedingt durch die nördliche Lage nahe dem Polarkreis viel Dunkelheit, da entwickelt sich ganz natürlich die Fantasie…. Meine Großmutter hat mir als Kind oft Geschichten darüber erzählt. Es gibt auch viele Lieder über Trolle und Elfen. Aber die leben ihr eigenes Leben und kümmern sich nicht um solch menschliche Dinge wie eine Karriere. (lacht)

Warum fiel Ihre Wahl auf Berlin als Studienort?

Viele Isländer leben im Ausland, zahlreiche auch hier in Berlin. Ich hatte Freunde, die mir von Berlin und der Hochschule für Musik Hanns Eisler erzählt haben. Etliche studieren Gesang, eine ganze Reihe davon in Wien. Aber ich finde, es sollte sich ein bisschen verteilen. Ich wollte dahin, wo nicht alle anderen schon sind…

Was gefällt Ihnen an der Stadt Berlin besonders?

Dass man hier unglaublich frei sein kann. Du kannst Dich auf das Fahrrad setzen und einfach losfahren. Und Du kannst spontan entscheiden, was Du tun möchtest. Das Wetter ist viel angenehmer, und das Multikulturelle ist auch reizvoll. Und das Kulturangebot überwältigt einen wirklich, viele großartige Musiker leben in hier in der Stadt.

Die isländische Sprache hat viele Konsonanten. Ist dann ein Gesangsstudium schwerer als zum Beispiel für eine italienische Sopranistin?

Wir haben im Isländischen nicht nur zahlreiche Konsonanten, sondern auch helle Vokale. Aber wir kommen damit gut klar, das lernt man.

Ein Gesangsstudium umfasst viele Einzelfächer, auch Tanz und Bewegung. Was macht Ihnen denn am meisten Spaß?

Ich finde es toll, wenn ich mich im Kostüm auf der Opernbühne bewegen und singen kann. Dort kommt dann alles zusammen, was ich gelernt habe.

Über was haben Sie sich denn in letzter Zeit am meisten gefreut?

Für mich ist es immer am schönsten, wenn das Publikum die Stimmung, die Bilder wahrnimmt, die ich in meinen Liedern ausdrücke. Das habe ich zum Beispiel vor kurzem in Potsdam erlebt, wo ich einen Liederabend gegeben habe, auch mit Liedern aus meiner isländischen Heimat. Und hinterher gratulierten mir viele aus dem Publikum, sie hätten sich richtig einfühlen können, auch wenn sie noch nie in Island gewesen sind.

Es ist sehr bequem, dass wir uns deutsch unterhalten können, denn in der Regel haben wir Berliner keine Ahnung von der isländische Sprache. Nervt es Sie, wenn Ihr Name wieder einmal falsch betont wird?

Ach, in den fünf Jahren, die ich nun in Berlin lebe, habe ich hier nur einen Menschen getroffen, der meinen Namen richtig ausgesprochen hat. Das war eine meiner Lehrerinnen. Die meisten sind immer noch am Üben…

Sie sind eine gute Fotografin, davon kann man sich bei instagram überzeugen. Wie sind Sie denn zu dem Hobby gekommen?

Eindeutig Hobby Nummer eins ist natürlich die Musik. Aber im Alter von 13, 14 Jahren habe ich angefangen, Aufnahmen von meinen Freundinnen zu machen. In meiner Familie wurde viel fotografiert, da hatte ich genügend Anregung und gute Kameras. Inzwischen fragen mich immer mehr Musikstudenten, ob ich sie porträtiere. Wir brauchen ja Fotos für Bewerbungen und Konzertprogramme. Das ist schon fast ein Nebenjob geworden…

Was ist denn Ihr nächstes großes Ziel?

Im Frühjahr 2019 werde ich an der Staatsoper Unter den Linden singen: Im Rahmen der Jungen Staatsoper wirke ich mit in der Kinderoper „Schneewittchen“, komponiert von Wolfgang Mitterer nach Engelbert Humperdinck. Die Premiere ist am 13. März, und alle Vorstellungen sind schon ausverkauft!

Und dann wünsche ich mir sehr, dass ich Mitglied eines Opernstudios werden kann. Das ist für einen jungen Sänger eine optimale Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und Bühnenerfahrung zu sammeln.

© Freunde Junger Musiker e.V. Berlin

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