Eine Traumrolle für Álfheiður

Ungesundes Obst, ein sprechender Spiegel und als Kultobjekt taugende rote Mützen – Schneewittchen gastiert in der Staatsoper unter den Linden…

Eigentlich ähnelt Álfheiður Erla Guðmundsdóttirs Aussehen schon von Natur aus der Titelgestalt aus Grimms gleichnamigem Märchen. Nun verkörpert die junge Sopranistin mit Spielwitz und glockenheller Stimme die beliebte und bekannte Figur in der Märchenoper „Schneewittchen“ für alle Tapferen ab sechs Jahren, die im März und April zu erleben ist. Kurz vor Vorstellungsbeginn trafen wir uns in der Kantine der Staatsoper:

Álfheiður Erla Guðmundsdóttir, in Island kennt man viele Sagen mit Trollen und Feen, aber kennt man dort auch die Märchen der Gebrüder Grimm?

Als ich klein war, hatte ich ein riesiges Buch mit diesen Märchen, also wir in Island kennen das Märchen von Schneewittchen auf jeden Fall. Und natürlich bin ich als Kind mit den ganzen Disney-Filmen aufgewachsen.

Wir treffen uns vor der Aufführung, eine Stunde vorher müssen Sie in die Maske. Nun haben Sie bereits lange Haare „schwarz wie Ebenholz“ – wie lange dauert die Verwandlung einer jungen Frau von heute in eine Märchengestalt?

Das geht bei mir ganz kurz. Die Maskenbildnerin muss nur meine Haare flechten. Ansonsten bleibe ich ziemlich natürlich ohne viel Make-up, aber mit roten Wangen. Wesentlich mehr hat die Maske für die Zwerge zu tun. Wir haben ja viele Kinder bei der Produktion dabei, da gilt es die Bärte sorgfältig anzukleben….

Wie sind Sie zur Rolle des Schneewittchens gekommen, gab es ein Casting „wer ist die Schönste im ganzen Land“ oder besser „wer singt märchenhaft Sopran“?

Die Hanns-Eisler-Hochschule hat der Staatsoper Studenten empfohlen, und wir waren ziemlich viele hier beim Vorsingen. Kurz vor dem Vorsingen hatte ich mir mein Schlüsselbein gebrochen und trug eine feste Armbandage, hatte also eigentlich keine Hoffnung. Als ich eine Woche später die Zusage per e-mail bekam, habe ich dann einen riesigen Luftsprung vor Freude gemacht – ohne an meine Verletzung zu denken, das tat weh, aber ich war glücklich.

Die Premiere ist vorbei, das Echo ist sehr positiv, wie schlimm war das Premierenfieber?

Wir haben sehr viel geprobt und am Montag und Dienstag vor der Premiere, die am Mittwoch stattfand, jeweils zwei volle Durchläufe gespielt. Da war ich schon sicher. Aber da ich wusste, dass bei der Premiere meine ganze Familie im Publikum sass und natürlich auch die wichtigen Leute vom Haus in der Premiere waren, gab es ein wenig Stress. Aber es ist alles gut gelaufen und ich habe auch viel Spaß dabei gehabt.

Es ist eine Kinderoper, und Kinder sind ein spontanes Publikum und gehen mit der Geschichte mit. Manchmal muss man sicher auch spontan reagieren?

Die Kinder sind so aufmerksam, das finde ich schön. Wir spielen auch ziemlich nah am Publikum, das ist völlig anders als auf einer großen Bühne, weil man die ganze Zeit intensiv beim Spiel dabeibleiben muss und diese Aufmerksamkeit der Kinder nicht verlieren darf. Es ist auch lustig, wie die reagieren. Ich hab zum Beispiel ein paar Geräusche gehört von den ganz Kleinen, als die zum ersten Mal die böse Königin gesehen haben, ein paar hatten ein bisschen Angst. Und dann möchten sie natürlich helfen und rufen uns auf der Bühne ab und zu etwas zu… Ich könnte mir vorstellen, dass die Kinder Sie lautstark warnen, in den vergifteten Apfel zu beißen…. Genau. Das ist noch nicht passiert, aber bestimmt in den nächsten 17, 18 Vorstellungen…..

Wieviel Humperdinck, wieviel Romantik steckt noch in dieser Musik?

Es sind vier Originale, drei Lieder von den Zwergen und mein Anfangslied, wo Schneewittchen im Wald singt, über die Vöglein und so. Ich finde, man hört wirklich diesen Volksliedcharakter, das ist wie in „Hänsel und Gretel“. Dazu hat dann Wolfgang Mitterer etwas Neues komponiert, das ist vom Charakter her völlig anders, auch, weil wir kein großes Orchester haben, sondern nur drei Instrumentalisten. Aber dieses Neue finde ich gut, wir haben viel Effekte, Klänge aus dem Wald, es ist moderner und wirkungsvoll, aber es ist auch schön zu wissen, dass eben die vier Lieder von Humperdinck dabei sind.

Ist das für Sie als Sängerin leichter, mit kleinem Ensemble zu singen?

Ich würde sagen, es ist völlig anders, weil wir auch in einem ziemlich kleinen Raum sind, es ist nicht die große Bühne, wir sind ganz nah am Publikum. Und dann mischen sich die Stimmen auch ganz anders, weil wir kein Klavier, sondern ein e-piano haben. Es ist nicht schwieriger, aber man muss gut zuhören und die richtige Balance finden in diesem Kammerensemble.

Zum ersten Mal stehen Sie en-suite in Berlin auf der Bühne der Staatsoper, einem international so renommierten Opernhaus – was hat Sie beeindruckt, welche Erfahrungen nehmen Sie mit in die Zukunft?

Ich bin sehr dankbar für diese Chance. Es ist einfach toll zu sehen, wie so ein großes Haus funktioniert, wie umfangreich geplant werden muss. Und die vielen Räume… Man bekommt den Probenplan von allen im Haus und man sieht einfach, wieviel Arbeit hinter jeder Produktion steckt.

Für die Zukunft habe ich auch gelernt, die Kondition einzuteilen, durchzuhalten. Wir haben ja eine Doppelbesetzung der Zwerge und ich musste viel proben mit ihnen, aber das war auch schön. Und – Dranbleiben ist wichtig, gesund bleiben, Sport machen und gesund essen…

Haben denn Kolleginnen und Kollegen von der großen Bühne schon einmal vorbeigeschaut, sind Sie ins Gespräch gekommen?

Ja, da waren viele hier und fanden die Schneewittchen-Oper lustig und haben sich gefreut, und man hat mir zugeflüstert, es soll sogar die beste Werkstatt-Produktion sein…..

Ich bette die Szenerie in eine Art akustisches Bühnenbild ein… so bekommt der Humperdinck ein zeitgenössisches Mäntelchen. (Wolfgang Mitterer)

 Mehr zum Werk und weitere Vorstellungstermine:

www.staatsoper-berlin.de/schneewittchen

Foto: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir (Schneewittchen) und Mitglieder des Kinderchors der Staatsoper ©Staatsoper Unter den Linden/Credits: Gianmarco Bresadola

Nach dem 7. April heißt es dann für diese Spielzeit „Es war einmal……“

www.alfheidurerla.com

www.freunde-junger-musiker-berlin.de/stipendiaten

Cornelia Schönberg©Freunde Junger Musiker e.V. Berlin