Nicht noch eine dritte Geige im Haus….

deshalb lernte Felix Brunnenkant Cello und ist jetzt mit Anfang Zwanzig bereits Preisträger mehrerer Wettbewerbe.

Das klingt nach einer musikalischen Familie…

Meine Mutter ist Geigenlehrerin, und auch meine große Schwester hat schon früh mit dem Geigenspiel angefangen, deshalb war es irgendwie natürlich, dass ich auch ein Streichinstrument spiele. Also war dann die Idee Cello.
Ich war am Anfang, als Sechsjähriger, gar nicht so begeistert. Aber das hat sich ganz schnell geändert, und ich bin seitdem sehr glücklich, bis heute.

Felix Brunnenkant, Violoncello

Foto©Mathias Johansen

Felix Brunnenkant tritt am 24. April 2023 in der Mendelssohn-Remise Berlin auf.
http://www.mendelssohn-remise.de/gesellschaft/veranstaltungen

Felix, Sie sind in Überlingen am Bodensee aufgewachsen, schöne Gegend, aber weit entfernt von den nächsten Musikhochschulen. So haben Sie noch als Schüler die Seiten gewechselt und sind nach Österreich ans Vorarlberger Landeskonservatorium Feldkirch gegangen. Immerhin auch 3 Stunden Bahnfahrt….

Das war echt eine Superentscheidung. Ich bin in dieser Zeit dann auch dort auf die Schule gegangen. Das war hochinteressant und eine starke Entlastung für mich, weil es ein Musikgymnasium war und ich Schule und Musikunterricht zeitlich gut vereinbaren konnte. Mit meinem Lehrer hatte ich eine tolle Zeit. Und zum ersten Mal hatte ich da ein besonderes, breites, musikalisches Umfeld, wo ich nicht so auf mich alleingestellt und Einzelkämpfer war, sondern alle haben irgendwie dasselbe gemacht, das hat sich supergut und total natürlich angefühlt.

Nach drei Jahren war dann irgendwie klar, dass der nächste Schritt kommen muss, und ich hatte gar keine Präferenz, in welche Stadt es gehen sollte. Aber mit meinem jetzigen Lehrer, Julian Steckel, hat das super gepasst, also München. Da habe ich in den letzten eineinhalb Jahren technisch viel Feinschliff dazugelernt. Er ist ja geprägt von Heinrich Schiff, der für seine tolle Ausbildung bekannt war. Julian Steckel hat seine künstlerischen Ideale, die er auch sehr hochhält, und da lerne ich auf jeden Fall sehr viel.

Und dann nimmt man auch in Kauf, im teuersten Wohnort Deutschlands zu studieren?

Ja, also der Anfang war schon nicht so ganz leicht, die Suche nach einer Bleibe ist ein Horror. Ich habe am Anfang in irgendwelchen Löchern am Stadtrand gewohnt. Jetzt habe ich aber etwas Schönes gefunden in einem Studentenwohnheim, gut gelegen, ein kleines Mini-Appartement, wo es sich gut leben lässt – und üben kann ich dort auch, welch‘ Luxus!

Felix Brunnenkant, nun sind Sie erfolgreich beim diesjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb angetreten, mit 40 anderen Cellisten – da hört man ja gnadenlos die ganze Konkurrenz. Waren Sie überrascht über Ihren Preis oder hatten Sie sich insgeheim schon ein wenig ausgerechnet…..

Ja, die Antwort ist nicht so leicht, weil ich ja jetzt eineinhalb Jahre noch einmal sozusagen in die Grundausbildung gegangen bin. Deshalb war es erstens für mich wahnsinnig schwer, mich einzuschätzen, und zweitens weiß man, dass das Niveau an den deutschen Hochschulen sehr, sehr hoch ist. Da hängt es auch von vielen Dingen im Umfeld ab, man kann in der 1. Runde einen sehr schlechten Tag haben und dann läuft sowieso alles ganz anders… Ich bin dahingefahren und habe versucht, mir nicht groß Gedanken zu machen. Und ich hatte das Glück, dass der erste Tag wirklich gut gelaufen ist, und dann kommt man in den flow… Ja, und dann hat man soviel Adrenalin in sich, dass es an Motivation nicht gefehlt hat.

Und wie kamen Sie von dem Adrenalin wieder herunter?

Bei diesem zeitlich sehr gedrängten Wettbewerb war es schon sehr intensiv – da habe ich danach einen ganzen Tag im Bett gelegen und viel mit Freunden telefoniert…

Felix Brunnenkant, in Ihrem Repertoire finden sich Solosonaten von Crumb, Ligeti und Kodály. Haben Sie eine besondere Affinität zu solchen Stücken mit modernem Klangbild?

Ich finde die Form der Solosonate total spannend, und die gibt es ja noch nicht so lange. In den letzten 100 Jahren sind da viele entstanden, und ich finde, da kann man zeigen, was alles Tolles am Cello möglich ist. Das ist schon das Instrument mit dem breitesten Spektrum, was Tonumfang und Techniken angeht. Gerade diese drei Solosonaten zeigen so interessante Spieltechniken und Klangfarben.

Auch alle gängigen Solokonzerte haben Sie bereits im Repertoire. Nun haben Studenten ja relativ selten Gelegenheit, solistisch vor einem wenigstens halbwegs guten Orchester zu sitzen und sich auszuprobieren. Studiert man dann die Konzerte ein um sie parat zu haben und hofft, dass man mal einspringen kann?

Ja. Beim Cello ist es etwas anders als beim Klavier, wo es nicht selbstverständlich ist, dass man ein Konzert einstudiert, ohne dass man die Aussicht hat, das mit Orchester zu spielen. Das kann daran liegen, dass das Cellorepertoire nicht so wahnsinnig groß ist, und dass man, wenn man große anspruchsvolle Stücke sucht, einfach relativ schnell bei den Cellokonzerten landet…

Konnten Sie denn im Finale des Mendelssohn Wettbewerbs das Zusammenspiel mit dem Konzerthausorchester Berlin genießen?

Wo ich das wahnsinnig genossen habe, war die erste Probe. Das war auch für mich das erste Mal, mit einem Orchester auf diesem Niveau zu spielen , ein tolles Erlebnis!
Im Finalkonzert war ich dann schon sehr mit mir selbst beschäftigt…. (lacht)

https://www.felixbrunnenkant.de/