Das Trio E.T.A.

ist ein junges Ensemble mit rasantem Karrierestart, interessanten Programmen und Bahncard 100. Sein Debüt im Berliner Konzerthaus gab das Klaviertrio am 19. Januar 2022 in der Reihe Espresso-Konzert. Im Februar ist es bei den Freunden Junger Musiker zu Gast.

Elene Meipariani (Violine), Till Schuler (Violoncello) und Till Hoffmann (Klavier) gewannen den Dt. Musikwettbewerb 2021, sind Preisträger beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb 2021 und erhielten im selben Jahr den Preis der Freunde Junger Musiker Deutschland.

Sie haben sich nach E.T.A. Hoffmann benannt, einem vielseitigen Künstler der Romantik. Er war ein Multitalent, begabt im Zeichnen, Dichten, Musizieren und Komponieren, bekannt aber vor allem als Schriftsteller.

Till H.: Wir haben als Trio durchaus eine gewisse Vorliebe für romantische Werke und interessieren uns außerdem für künstlerische Querverbindungen. Es hat uns deshalb imponiert, dass E.T.A. Hoffmann sein Hauptwerk nachts neben seinem eigentlichen Beruf als Jurist geschrieben hat, aber stets dazu diese Sehnsucht nach der Musik hatte. Eigentlich wäre er gern Musiker gewesen, hatte ja auch seinen dritten Vornamen Wilhelm in Amadeus umbenannt. Ja, das fanden wir sehr beeindruckend, dass man soviel draufhaben kann und trotzdem die Musik für ihn die höchste Kunst war.

Foto©Sophie Wolters

Erst 2019 haben Sie sich zusammengefunden und in erstaunlich kurzer Zeit bereits Erfolge gefeiert und Preise gewonnen. War das Trio als Zweckbündnis für Wettbewerbe gedacht oder ist Ihnen Kammermusik ein Herzensbedürfnis?

Elene: Auf keinen Fall ein Zweckbündnis! (lachend) Ich wollte das schon immer machen, meine Eltern sind auch Musiker, wir haben alle schon früher gern Kammermusik gespielt. Und jetzt während der Corona-Pandemie hatten wir den Vorteil, alle in einer Stadt zu leben und endlich genug Zeit zu haben, um in Ruhe proben zu können. Dass wir uns gefunden haben und uns genau kennenlernen konnten, war gerade in dieser Zeit unser großes Glück.

Till Sch.: Wir konnten durch Corona halt viel Arbeit in relativ kurze Zeit packen, das war wie eine Intensiv-Kur.

Für eine erfolgreiches Kammermusikformation sind Sie relativ jung, alle Anfang Zwanzig. Sie studieren noch ihr jeweiliges Hauptfachinstrument. Müssen Sie die zusätzlichen Klaviertrio-Proben auch in die Nacht verlegen?

Till H.: Das kommt auch vor….(lacht)

Genau, das ist natürlich schon viel. Die beiden Streicher studieren in Hamburg und ich studiere Klavier in Hannover, und dazu studieren wir seit Herbst 2021 Kammermusik in München. Wir proben sehr viel in Hamburg und haben dann zeitweise sehr intensiv Unterricht in München, das ist eine ganz schöne Fahrerei, und ein wenig Zeit braucht man auch für sich selbst.

Bekommen Sie da Unterstützung von den Hochschulen, immerhin haben Sie das 1 1/2fache Pensum?

Till Sch.: Nein, also da verändert sich nichts am Studienplan und am Studienverlauf.

Im Gegensatz zum Streichquartett existieren wenig feste Klaviertrio-Ensembles, oft wird das Repertoire in Konzerten von drei Solisten gespielt. Was macht für Sie den Reiz dieser Kombination aus?

Till H.: Dass wir zusammen einen Klangkörper bilden, ein Instrument, was man zu dritt formt und weiterentwickelt. Das ist etwas anderes, als wenn man nur projektweise zusammenspielt. Es ist einfach eine sehr lange Entwicklung. Und wir merken auch beim Erarbeiten, dass es Stücke gibt, an denen man lange feilen muss. So ein Schubert-Trio zum Beispiel, an dem muss man nicht nur drei Tage, sondern eigentlich drei Jahre proben. Es braucht halt wahnsinnig viel Zeit, dass man als Klangkörper zusammenwächst, und das machen wir im Moment.

Streicher und Klavier gehören vom Instrumentalen her doch eigentlich unterschiedlichen Welten an?

Till H.: Ja, eine Hauptfrage ist die Tonproduktion. Dass die Streicher eben grundsätzlich mit wesentlich geringerer Attacke den Ton anfangen als das Klavier von der Tonerzeugung her. Das ist für den Pianisten eine besondere Herausforderung, aber auch genauso für die beiden Streicher, weil man sich eigentlich in der Mitte treffen muss. Meist spielen wir ja die gleichen Themen, und die sollen im besten Fall gleich klingen. Dass das zusammenpasst, daran arbeitet man den ganzen Tag.

Wenn Sie neue Stücke erarbeiten, gibt es bei Ihnen eine Primaria bzw. einen Primarius oder geht das in Richtung Debattierklub?

(alle spontan) Großer Debattierklub!

Till Sch.: Wir bereiten uns zu Hause vor und machen uns unsere Gedanken, haben aber auch jeder im Hinterkopf, dass es andere Optionen gibt. Die kommen dann prompt meist als Vorschlag in der Probe. Das ist ein langer Prozess, da muss man manches ausprobieren. Wir zwei Streicher machen seit längerer Zeit auch zusammen Extra-Proben, um Striche, Saitenwahl, Lagenwechsel festzulegen. Da muss der Pianist dann nicht unbedingt dabeisein, höchstens als Schiedsrichter. (lacht)

Vieles verändert sich gerade im Konzertleben, wird mehr Flexibilität von jungen Musikern verlangt?

Till H.: Ja, doch schon. Beim Deutschen Musikwettbewerb zum Beispiel ist die dritte Runde eine Carte blanche, in der gewünscht wird, dass man auch musikvermittlerische Aspekte mit hineinbringt. Der Hamburger Tonali-Wettbewerb war da ein Vorreiter. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt, der immer wichtiger wird: dass man auch lernt – in welcher Form auch immer – Musik „an den Mann zu bringen“. Nicht immer und nicht bei jedem Publikum reicht es, sich einfach hinzusetzen und zu spielen. Weil ja auch das Ziel ist, neues Publikum, vor allem junges Publikum zu gewinnen.

Beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb haben Sie uns vor allem damit beeindruckt, dass Sie spannungsreich musizieren, musikalisch Geschichten erzählen können. Sind Sie da Naturtalente oder arbeiten Sie darauf hin?

Till Sch.: Wir arbeiten da sehr viel daran! Darum geht es am Ende immer, dass man es irgendwie schafft, den großen Bogen über das ganze Stück zu spannen. Das ist für mich der höchste Anspruch an die Musik, dass man nie den Moment hat, wo man die Spannung verliert, damit den Zuhörer verliert. Idealerweise hat man vom ersten bis zum letzten Takt die Zuhörer ganz bei sich.

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Cornelia Schönberg©Freunde Junger Musiker Berlin