Lampenfieber und Wettbewerbsatmosphäre in Berlin

Deutschlands bedeutendster Wettbewerb für den musikalischen Nachwuchs, der mit dem langen Namen „Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb“, startet jetzt mit seiner Ausgabe 2020. Ausgeschrieben sind die Fächer Gesang und Streichquartett.

www.fmb-hochschulwettbewerb.de

Zum Auftakt gastiert am Mittwoch, 15. Januar, im Konzerthaus Berlin in der attraktiven Reihe Espresso-Konzert der 1. Preisträger des vergangenen Wettbewerbs 2019 im Fach Violoncello, Sebastian Fritsch, gemeinsam mit der Geigerin Rosa Wember. Beide treten seit einigen Jahren als Stuttgarter Kammerduo auf. Und beide waren auch bei unserem Großen Konzert im November 2019 dabei und haben dort zum ersten Mal Schuberts Forellenquintett mitgespielt.

Von links nach rechts: Wataru Hisasue (Preisträger 2016), Michael Karg (Preisträger 2014), Tobias Reifland (Preisträger des Int. Max-Rostal-Wettbewerbs 2019), Rosa Wember, Sebastian Fritsch (Preisträger 2019)
Foto©Freunde Junger Musiker e.V. Berlin

Sebastian und Rosa, Sie konzertieren schon seit einigen Jahren, wie reagiert das Publikum auf so eine schöne, interessante Besetzung mit Violine/Cello?

Sebastian: Immer wieder anders, aber sie kommt tatsächlich sehr gut an. Wir haben schon einiges an Repertoire, das Ravel-Duo ist zum Beispiel Weltliteratur.

Rosa: Wir haben auch Originalliteratur gefunden von Friedrich August Kummer, einem Zeitgenossen von Franz Schubert. Dessen Name macht im Programmheft nicht viel her, aber die Musik ist in live sehr virtuos, und zwar nicht nur für die Violine, sondern auch das Cello. Denn es ist bei dieser Besetzung oft so, dass das Cello eine Art Begleitung übernimmt. Stücke aber, wo beide Stimmen virtuos sind, kommen immer sehr gut an.

Sebastian: Viele freuen sich darauf, eine solche Besetzung mal zu hören, also mal etwas anderes als die Standardbesetzung mit Klavier und Geige oder Klavier und Cello.

Auch, wenn Sie in der Finalrunde des Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs ein Cellokonzert mit dem Konzerthausorchester gespielt haben und eine solistische Laufbahn vorgezeichnet scheint – warum ist Ihnen Kammermusik so wichtig?

Sebastian: Wir machen das seit vielen Jahren, und ich finde, Kammermusik ist deswegen wichtig, weil man ganz anders ausgebildet wird, was das Ohr angeht. Dass man wirklich lernt zuzuhören, was passiert rechts und links von mir, dass man nicht nur auf sich fokussiert ist, sondern zusammen mit anderen Menschen, die alle eine eigene Persönlichkeiten haben, zusammen etwas kreiert und entstehen lässt – das ist eine Kunst.

Was spielen Sie denn gern an Kammermusikwerke, gibt es so ein paar Highlights für Sie?

Rosa: Zum Beispiel – nach wie vor, ich habe es schon gespielt – Tschaikowskys „Souvenir de Florence“ als Sextett. Und was unsere Duo-Besetzung angeht, ist mein Favorit natürlich Brahms‘ Doppelkonzert.

Sebastian: Und für mich, was noch einmal eine kleinere Besetzung anbelangt, ist es Schuberts „Der Tod und das Mädchen“.

Auch, wenn Sie beide schon Wettbewerbe gewonnen haben – Sie studieren beide noch?

Sebastian: Ja, ich bin jetzt aktuell in Weimar, im Master bei Wolfgang Emanuel Schmidt. Es geht da ganz normal weiter mit dem Arbeiten. Ich konnte dort als Pflichtfach wählen zwischen Orchester- und Kammermusik, und ich habe mich für Kammermusik entschieden.

Rosa: Ich habe in Stuttgart natürlich Orchesterinstrumente gewählt, aber da war auch Kammermusik als Schein Pflicht. Aber die meiste Kammermusik spielt man lustigerweise doch eigentlich außerhalb des Studiums, nicht mit den Kommilitonen, die man täglich sieht.

Sebastian: Es ist tatsächlich für Kammermusik sehr entscheidend, dass auch irgendwie die Chemie stimmt unter den Musikern. Denn zwei Supermusiker sind nicht automatisch ein Super-Duo. Das muss auch erst einmal menschlich passen, dass da was Tolles entsteht.

Worauf freuen Sie sich besonders in nächster Zeit?

Es ist noch etwas hin, aber tatsächlich das Brahms Doppelkonzert – das spielen wir im März in der Liederhalle Stuttgart mit Orchester.

www.konzerthaus.de

Cornelia Schönberg©Freunde Junger Musiker e.V. Berlin